Chronisch krank –  diese Bezeichnung ist eine Herausforderung für jeden, der mit einer chronischen Erkrankung zu kämpfen hat. In meiner Berliner Naturheilpraxis arbeite ich viel mit Menschen, die von Autoimmunprozessen wie Hashimoto oder rheumatischen Erkrankungen betroffen sind. Und immer wieder begegnen mir im Kontakt mit diesen Menschen die gleichen Fragen.

„Wird das jetzt für immer so bleiben?“

„Wird es nie wieder besser?“

„Kann man das wirklich nicht heilen?“

Ich habe mir diese Fragen selbst gestellt. Viele Male, denn ich bin schon einige Zeit meines Lebens mit chronischen Erkrankungen beschäftigt – nicht nur als Heilpraktikerin, sondern auch als selbst Betroffene. Seit ca. 20 Jahren bin ich an einer Hashimoto Thyreoiditis erkrankt, später kam dann noch die Diagnose einer Krankheit des rheumatischen Formenkreises hinzu.

Chronisch krank also. Ganz ehrlich? Das wünscht sich niemand und das braucht auch niemand. Aber: shit happens. Irgendwas ist ja immer.

Aber klar, Fragen stellt man sich trotzdem …

Sind chronische Erkrankungen wirklich nicht heilbar?

Tja.

Ich tendiere zu einer eindeutig uneindeutigen Antwort, und die lautet: Njain.

Chronisch krank, in medizinischem Sinne, bedeutet zunächst einmal nur, dass eine Erkrankung länger als vier Wochen andauert. In vielen Fällen entwickelt sie sich eher langsam, was natürlich nicht bedeutet, dass eine akute Phase nicht vorkommen kann. Chronisch krank aus Sicht der Krankenkassen bedeutet, dass sich eine Person über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr wegen ein und derselben Erkrankung in ärztlicher Behandlung befindet. Chronisch krank aus umgangssprachlicher Sicht bedeutet: „Geht nicht mehr weg!“

Aber ist das wirklich so?

Es gibt chronische Erkrankungen, die sich wieder zurückbilden. In frühen Stadien von Hashimoto kann das z.B. geschehen, die Entzündungsreaktion kommt zur Ruhe und das System erholt sich. In den meisten Fällen sind chronische Erkrankungen jeder Art allerdings Begleiter, auf die man sich lebenslang einstellen sollte.

Wie bitte? Ernsthaft jetzt?!

Ja. Ernsthaft.

Aber du bist doch Heilpraktikerin! Du musst das doch heilen können!

Ähm – nein. Auch Heilpraktiker haben Grenzen. Sonst wären wir Zauberer. Und ich halte absolut nichts davon, etwas vorzugaukeln – das wäre nicht nur komplett unethisch, sondern auch gesetzeswidrig und grob fahrlässig.

Natürlich muss immer der Einzelfall beurteilt werden, und es gibt viele Möglichkeiten, chronische Erkrankungen sowohl schulmedizinisch als als alternativmedizinisch zu begleiten, und die Lebensqualität der Patienten so deutlich zu verbessern.

Trotzdem ist die klare Aussage, dass chronische Erkrankungen eben leider oft bedeuten, sich mit den Symptomen arrangieren zu müssen, gerade für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen alles andere als erheiternd. Klar – wer möchte schon ewig mit Schmerzen leben. Das ist eine enorm große Herausforderung.

Und das bringt mich zu einem ganz, ganz wichtigen Thema:

  • es gibt die chronische Erkrankung
  • und es gibt den Umgang mit der chronischen Erkrankung

 

Das sind zwei verschiedene Dinge!

Im Fall des Schmerzpatienten gibt es also den Schmerz. Und es gibt seine Art, mit diesem Schmerz umzugehen.

Mit ihm zu leben, ihn zu bewerten, ihn einzubeziehen, wegzuschieben oder abzulehnen – um nur einige Möglichkeiten zu nennen.

Warum es nicht zwangsläufig um Heilung gehen muss

Mich interessiert in der Arbeit in meiner Praxis nicht „auf Teufel komm raus“, ob ich (oder jemand anderes) eine Erkrankung heilen kann. Ich finde, darum geht es oft gar nicht zwingend, denn ganz häufig ist den Betroffenen bereits enorm damit geholfen, dass sie lernen, mit ihren Symptomen und Belastungen anders als bisher umzugehen. Dass die chronische Erkrankung nicht mehr ein mächtiger Feind ist, gegen den gekämpft, der „bezwungen“ werden muss.

Denn ein solcher Kampf kostet wahnsinnig viel Energie.

Ich weiß das, ich habe ihn viele Jahre seit gekämpft. Inzwischen bin ich froh, einen anderen Weg gefunden zu haben, auf dem es sich deutlich leichter und schwungvoller geht. Und auf dem es zweitrangig ist, ob „geheilt“ in irgendeiner Krankenakte steht, oder nicht. Wenn ja – wunderbar! Gesundheit ist großartig! Wenn nein – auch okay, dann ist man eben chronisch krank. Es gibt Wege, gut damit umzugehen.

Das bedeutet nicht, dass man seine Krankheiten lieben lernen und mit ihnen auf Kuschelkurs gehen muss. Wirklich nicht. Das wäre oft auch zu viel verlangt. Aber es bedeutet, offen zu sein für das, was die Erkrankung sagen, was sie in uns bewirken möchte.

Chronisch krank – Symptome als Wegweiser?

Ich bin davon überzeugt, dass chronische Erkrankungen als Wegweiser dienen können, wenn wir offen dafür sind. Sie können uns dazu bringen, (uns selbst und anderen) die wirklich wichtigen Fragen zu stellen. Nicht wenige Patienten mit chronischen Krankheiten kommen ihrem wahren Selbst durch die Arbeit an und mit der Krankheit sehr viel näher.

Was wäre denn, wenn die Erkrankung uns etwas mitzuteilen hätte? Was wäre es, worauf sie uns hinweisen würde? Was bräuchten wir eigentlich wirklich, in unserem Leben – und was würde es leichter machen, mit der Erkrankung umzugehen und besser zu leben als bisher?

All diesen Fragen kann man ganz sanft nachgehen. Und auf diese Weise viel Neues, Spannendes und auch Erleichterndes entdecken.

Ich nutze in meiner Praxis dafür u.a. psychotherapeutische Verfahren wie Focusing, die Arbeit mit inneren Persönlichkeitsanteilen oder auch systemische und hypnotherapeutische Vorgehensweisen.

Aber die Arbeitsweise ist bei jedem Patienten, der zu mir kommt, individuell. Es gibt kein Schema F für Krisen, in die jemand gerät, der chronisch krank ist und damit leben lernen muss. Aber es geht immer darum, ein Bewusstsein für den eigenen individuellen Erkrankungsprozess zu entwickeln – und erst einmal ungewohnt wertfrei wahrzunehmen, WAS eigentlich gerade IST.

Anerkennen, was ist, kann viel Druck rausnehmen

Und es kann ein Schlüssel sein zu einem Tor in unserem Geist, an dem wir schon ganz oft vorbeigehastet sind – und von dem wir nicht einmal ahnten, dass sich ein wunderbarer Garten dahinter versteckt, in dem sich Körper und Seele besser fühlen.

Meine Aufgabe in meiner Arbeit mit von chronischen Krankheiten betroffenen Menschen ist die Anleitung zur Entdeckung dieses inneren Gartens. Ich helfe dabei, das Tor zu öffnen, den Lärm und die Anspannung des alltäglichen Lebens hinter sich zu lassen und herauszufinden, was eigentlich wirklich gebraucht, wirklich ersehnt wird.

Für die meisten Menschen (nicht nur für chronisch Erkrankte) sind relevante Fragen, die auf die richtige Spur führen, zum Beispiel:

  • Lebe ich ein erfülltes Leben?
  • Was bedeutet für mich überhaupt „Erfüllung“?
  • Wie bin ich mit mir selbst gut in Kontakt – und wie mit anderen?
  • Was fehlt mir?
  • Wovon habe ich mehr als genug? Im Guten wie im Schlechten?
  • Was und wen liebe ich?
  • Wofür bin ich dankbar?
  • Welche Träume begleiten mich schon lange und was davon möchte ich (jetzt) umsetzen?
  • Wie kann ich noch mehr ich selbst sein?
  • Was erwarte ich von (meinem) Leben?
  • Was macht mich glücklich?
  • Was möchte ich heute zum letzten Mal tun müssen?
  • Wann habe ich zuletzt etwas zum ersten Mal gemacht?
  • Was ersehne ich?

 

Die Antworten kennen Seele und Körper oft ganz von selbst. Und sie sprechen in einer deutlichen Sprache zu uns, wenn wir uns Zeit und Raum nehmen, ihnen zuzuhören. Diese Zeit, diesen Raum und die entsprechenden Hilfestellungen biete ich in meiner Praxis an. Wenn du dich dafür interessierst, anders mit einer chronischen Erkrankung umzugehen, melde dich gerne bei mir und wir machen einen Termin aus.

„Chronisch krank“ zu sein, muss Aktivität und Lebensfreude nicht ausschließen. Es würde mich freuen, dich auf deinem Weg zu einem anderen Umgang mit der chronischen Erkrankung zu  begleiten!

 

 

Foto von Alexandra Gorn auf Unsplash

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