Ängste überwinden – für viele Menschen ist das eine fast unlösbare Aufgabe. Denn ihre Angst widersetzt sich allen Realitäts-Checks und jedem noch so starken Konfrontationsversuch. In diesem Artikel möchte ich dir etwas darüber erzählen, wie du auf andere Art Ängste überwinden kannst. Weil ich glaube, dass es sehr wichtig ist, diesen Ansatz der Angstbewältigung zu kennen.

Ängste überwinden – eine Sisyphosaufgabe?

Miri* hat immer Angst.

Sie kann sich nicht daran erinnern, jemals ohne Ängste gewesen zu sein.

„Schon als Kind fing das an“, erzählt sie leise, und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich war immer schüchtern. In der Schule wurde ich deshalb gehänselt, ich war wohl das perfekte Opfer. Das hat alles nur noch schlimmer gemacht, ich habe mir nichts mehr zugetraut und mich auch nicht gewehrt. Und mit der Zeit hat sich dieser Zustand dann verselbständigt. Ich wache mit Angst auf und ich gehe mit Angst zu Bett.“

Miri kann nicht sagen, wovor sie genau Angst hat. Es ist ein vages Gefühl, ein innerer Alarmzustand, der sie niemals ganz loslässt. Entspannt ist sie eigentlich nie.

„Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt weiß, wie sich das anfühlt – entspannt sein. Ich bin immer auf der Hut. Es könnte ja im nächsten Moment etwas Schlimmes passieren, und dann muss ich doch gewappnet sein?“

Immer, wenn Miri den Eindruck hat, dass sie ihre Ängste etwas besser in den Griff bekommt, bricht plötzlich wieder etwas über sie herein – und das Gerüst, das sie sich mühsam zur inneren Stabilität gebaut hat, fällt wieder in sich zusammen. „Ich fühle mich wie Sisyphos. Ich denke, ich habe es geschafft – und dann geht einfach wieder alles von vorne los.“

Angst vor der Zukunft ist weit verbreitet

Während Miri mit dem Gefühl einer diffusen Bedrohung kämpft und sich phasenweise kaum noch vor die Tür traut, geschweige denn ihr Leben genießen kann, sind die Ängste bei Oliver* anders gelagert. Er kann seit einiger Zeit nicht mehr gut schlafen, weil er sich Sorgen um die Zukunft macht.

„Beruflich, privat – ich habe keine Ahnung, wo das alles hinläuft. Hänge total in der Luft. Und während andere es schaffen, diese Zeit positiv zu sehen und sich frei zu fühlen, will ich einfach nur endlich wieder Sicherheiten haben!“

Oli hat sein Studium vor einigen Wochen beendet und überlegt nun, wie seine Zukunft aussehen soll. Was er eigentlich will vom Leben – und was das Leben von ihm will? Da ist die Angst vor Veränderungen, die Angst vor dem Sprung in die ungewisse Zukunft. Und Angst davor, Fehler zu machen.

„Was, wenn ich mich falsch entscheide und in einigen Jahren merke, dass das alles völlig verkehrt war? Ich will mein Leben doch nicht an die Wand fahren!“

Die Angst davor, Fehler in dieser entscheidenen Lebensphase zu machen, lähmt ihn inzwischen völlig. Er ist nicht mehr in der Lage, Entscheidungen zu treffen, und steckt den Kopf in den Sand. Dadurch steigt der innere Druck immer mehr an, während zugleich die Erschöpfung zunimmt und er sich immer mehr selbst verachtet. Bei Oli droht eine Depression zu den Ängsten hinzuzukommen – eine heimtückische Kombination, die gar nicht so selten ist. Dann ist es umso wichtiger, die Ängste ernst zu nehmen und sich Unterstützung zu suchen.

Angst und Depression als perfides Paar

Bei Tessa* dreht sich inzwischen alles ständig. Ein Schwindelgefühl begleitet sie, seit sie vor einigen Monaten plötzlich auf offener Straße eine Panikattacke bekam. Seitdem hat sich alles verändert. Der Drehschwindel selbst ist inzwischen eine Quelle der Angst.

„Was, wenn mir das wieder passiert? Und wenn niemand mir hilft?“ Die Panikattacke in aller Öffentlichkeit war so heftig, dass Tessa dachte, sie müsse im nächsten Moment sterben. „Todesangst, ja. Genau das war es. Und jetzt habe ich Angst vor der Angst!“

Tessa hat sich gründlich beim Arzt durchchecken lassen. Es war alles in bester Ordnung – bis auf eine Hashimoto Thyreoiditis, die im Zuge der Untersuchungen zufällig festgestellt wurde. Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, die die Schilddrüse betrifft, und die vor allem zu Beginn zu starken Schwankungen in der hormonellen Versorgung führen kann. Gefühle wie Schwindel oder Übelkeit können sowohl bei einer Über- als auch bei einer Unterfunktion der Schilddrüse auftreten, und die Betroffenen stark verängstigen.

In der Folge kann ein Gefühl von Hilflosigkeit entstehen, das dann zur „Angst vor der Angst“ führt. Da ich in der Praxis viel auch mit Hashimotopatienten zu tun habe, weiß ich, dass die Kombination aus Hashimoto und Ängsten, bzw. Hashimoto und Depression, keine Seltenheit ist.

Ängste können eine Kombination aus physischen und psychischen Faktoren sein

Wichtig ist mir, dass du diese Beispiele nicht als Anleitung nimmst, um bei dir selbst eine Diagnose zu stellen und herumzuprobieren – das ist und bleibt Sache von ausgebildeten Fachleuten. Die unterschiedlichen Fälle von Miri, Oliver und Tessa zeigen, dass Ängste viele Gestalten annehmen können. Diffuse Ängste, Existenzangst, Zukunftsangst, Flugangst, Phobien, Angst vor der Angst selbst – viele Ausprägungen sind möglich. Und nicht immer ist eine rein psychische Ursache gegeben, wenn Angstgefühle aufsteigen.

Wenn du den Eindruck hast, dass du betroffen sein könntest, wende dich an einen Arzt, Psychiater, psychologischen Psychotherapeuten oder Heilpraktiker – es ist alles andere als beschämend, in einer überfordernden Situation Hilfe in Anspruch zu nehmen. Im Gegenteil! Du beweist damit, dass du dich selbst und dein Befinden ernst nimmst! Dir ist nicht klar, worauf du achten solltest und wie du herausfindest, wann eine Psychotherapie notwendig ist? Hier im Blog findest du weiterführende Informationen dazu.

Ängste überwinden ist aber für alle Betroffenen schwierig, und wenn du selbst unter Ängsten leidest, dann kennst du vielleicht auch Phasen, in denen alles zu stagnieren scheint und du mit den bisher erprobten Strategien einfach nicht mehr weiterkommst.

Oft wird empfohlen, man müsse sich mit den Ängsten konfrontieren, dann würden sie verschwinden. Das Nervensystem kann nur eine bestimmte Zeit lang Stressreaktionen aufrecht erhalten, dann nimmt die Ausschüttung von Stresshormonen wieder ab – diesen Mechanismus nutzt man z.B. in Konfrontationstherapien. Und bei manchen Problemen kann so etwas auch funktionieren. Es ist nur nicht jedermanns Sache, durch wiederholt durch heftige Angstreaktionen hindurchzugehen, bis diese endlich nachlassen – und dies sollte auch nur in Begleitung von erfahrenen Psychotherapeuten oder entsprechend geschulten Ärzten durchgeführt werden.

Um Ängste überwinden zu lernen, gibt es aber auch noch andere Empfehlungen. Zum Beispiel die Überprüfung der eigenen Gedanken auf „Realitätstauglichkeit“. Ein Großteil der Ängste entsteht, bzw. wird schlimmer, weil wir uns in Gedanken das Schlimmste ausmalen.


Beispiele gefällig?

„Werde ich wirklich gefeuert, wenn ich bei dieser Präsentation vor dem Firmenvorstand zu Stottern anfange?“ (Sehr wahrscheinlich nicht, denn um gefeuert zu werden, braucht es deutlich mehr als das!)

Oder „Wie wahrscheinlich ist es, dass dieses Flugzeug, in dem ich sitze, wirklich abstürzt?“ (Fliegen ist extrem sicher! Auf eine Million Flüge kommen 0,8 Abstürze. Die Wahrscheinlichkeit, dass du ausgerechnet in dem Flieger sitzt, der nicht am Ziel ankommt, ist also enorm gering!)

Die Frage ist also stets: bin ich gerade wirklich in Gefahr, oder erschaffe ich durch meine blühende Fantasie Szenarien im Kopf, die keine realistische Grundlage haben? Realitätschecks können also wirklich viel dazu beitragen, Ängsten nicht so viel Raum zu überlassen. Doch oft ist die Angstreaktion im Körper schneller und die Stresshormone sind schon längst im System unterwegs, bevor wir auch nur auf die Idee kommen, die Fakten zu überprüfen … 

Was kannst du tun, um der Angst anders zu begegnen?

Das Gefühl von Angst wird von den meisten Betroffenen ähnlich beschrieben. Die Ausprägung mag unterschiedlich stark sein, aber üblicherweise lösen Angstgefühle starkes Herzklopfen aus, Schwindel und Übelkeit kann dabei sein, ebenso zittrige Hände, eine trockene Kehle und weiche Knie sind oft mit vertreten.

Zudem beeinträchtigt Angst die Handlungsfähigkeit – wir können aufgrund des extremen Stresses, unter dem wir stehen, keinen klaren Gedanken mehr fassen. Kampf, Flucht oder Erstarren – diese Reaktionsmöglichkeiten hat die Natur uns mitgegeben. Und je nach Ausprägung der Angst kann jede Variante vorkommen.

Was kannst du nun tun, um deiner Angst anders zu begegnen als bisher? Welche Möglichkeiten gibt es, wenn du Ängste überwinden und neue Bewältigungsstrategien in dein Leben holen möchtest?

Ich würde dir gerne einen Vorschlag machen.

Stell dir bitte mal vor, dass jede schwierige Emotion – also auch die Angst – eine Botschaft für dich hat. Dass die Angst dir gerne Informationen mitteilen würde, die du aber leider bisher nicht wahrnehmen kannst. Weil du nicht gelernt hast, mit diesem schwierigen Gefühl namens Angst zu kommunizieren. Stattdessen läufst du vor den dich erschreckenden Symptomen davon, versuchst sie krampfhaft zu ignorieren (was nicht dauerhaft funktioniert) oder kämpfst verbissen dagegen an, um die Kontrolle zu behalten.

Aber was wäre, wenn es eine andere Art der Begegnung mit der Angst gäbe? Einen sanften, liebevollen und achtsamen Weg, der dich über die Begegnung mit der Angst von einer sicheren Warte aus in die Lage versetzt, diese Emotion zu verstehen und ganz anders zu bewerten als zuvor?

Es gibt diese Art der Kommunikation mit schwierigen Emotionen – mit Angst, Trauer, Wut, und allen anderen Emotionen, die üblicherweise nicht so gerne gesehen werden. Dabei gehören sie dazu. Sie sind Teil des Lebens, Teil von uns. Und die Informationen, die sie liefern können, sind oft sehr spannend!

Ängste überwinden bedeutet nicht, sie in einem Kampf bezwingen zu müssen. Und es bedeutet auch nicht, sich ihnen zu ergeben und zu resignieren...

Wenn du dir Unterstützung auf deinem Weg wünschst, melde dich gerne und vereinbare einen Termin in meiner Praxis. Ich bin gerne als Heilpraktikerin für dich da und erarbeite mit dir individuelle Strategien für einen neuen Umgang mit deiner Angstthematik. Oder du nutzt meine Audiosessions zum achtsamen Umgang mit Angst - auch dort bekommst du Anregungen und neue Impulse.

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Wichtiger Hinweis: Solltest du unter starken Ängsten leiden, die du nicht mehr alleine bewältigen kannst, suche dir bitte so schnell wie möglich therapeutische Unterstützung bei dir vor Ort. Im Akutfall wende dich an deinen Arzt, nimm Kontakt mit einer Klinik mit psychiatrischer Abteilung auf oder kontaktiere den ärztlichen Bereitschaftsdienst (bundesweite Tel.: 116 117). Es ist wichtig, dass du Hilfe in Anspruch nimmst, wenn du alleine nicht mehr weiterkommst!


*Miri, Oliver und Tessa stehen stellvertretend für viele andere Menschen, die unter Ängsten leiden.

Foto von Andrei Lazarev über Unsplash

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